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2017-06-17

PALLBEARER - Heartless

Mal sehen, ob ich es dieses Wochenende schaffe, mehr als eine oder zwei Scheiben zu rezensieren.

Ganz unten am Fuße des Berges (ok, es ist eigentlich höchstens ein Geesthügel) noch zu erledigender Schallplatten liegt eine Doom-Doppel-LP, die in diesem Jahr sicherlich zu den meistbeachtesten Veröffentlichungen des Genres zählen wird. In Kreisen geht das böse H-Wort ("Hipster") um, aber warum das so ist erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich reagiert man damit nur auf ein, zwei Melodien und Frisuren (oder etwa den "long playing record"-Hinweis auf dem Cover?), die einem nicht passen, was prompt den Was-der-Bauer-nicht-kennt-Effekt und die damit verbundenen Abwehrmechanismen triggert. Oder so.






PALLBEARER - Heartless (2LP) (2017)

Tatsächlich spielen Pallbearer zu mindestens achtzig Prozent ganz blütenrein klassischen Doom der Sabbath/Candlemass-Schule, der von melodischem Klargesang bestimmt wird und in dem gerne zu zweit auftretende Leadgitarren genauso wichtig sind wie die Macht des Riffs.
Allerdings ist die Band weder in Retrostrukturen gefangen noch stilistisch ultraorthodox, so dass auch Platz ist für Sludgesound und Stonerriffs, 70s Hard Rock und Iron Maiden-Worshipping, aber auch wie zu Beginn von "Dancing In Madness" für entspannte Pink Floyd-Töne.

Pallbearer live in Tilburg
Ich weiß, die bisherige Beschreibung klingt ziemlich ähnlich wie das, was ich zu den beiden Alben von Khemmis geschrieben habe. Tatsächlich sind die Bands in ein paar Passagen wirklich kaum auseinanderzuhalten. An anderen Stellen ist dies dafür aber umso einfacher. So packen Pallbearer schon ganz gerne mal das Keyboard aus und haben insgesamt einen nicht ganz so derben Sound.

"Heartless" zündet in meinen Ohren auch nicht so schnell wie  insbesondere das letzte Khemmis-Album, was in absoluter Qualität allerdings nicht allzuviel bedeutet. Der Grund dafür mag aber sein, dass Pallbearer zwar ebenfalls sehr viele Einflüsse aufgreifen, sie aber selten so konsequent ausführen. Mal klingt man schwer nach Psychotic Waltz, bleibt aber naürtlich weit von deren progressiver Knotenbildung entfernt, mal fährt man epische Yob-Hauptthemen ein, verkneift sich aber, sie zu einschüchternden, über zwanzigminütigen Doommonumenten zu mauern.
Der gesamte Grundton des Albums ist zwar sehr melancholisch, doch in die vollkommen trostlosen Abgründe des Funeral Doom stößt er selten hinab. Und die Heavy-Metal-Ohrwurmleads sind halt auf Anhieb nicht ganz so zwingend.

Eigentlich ist das Kritik, die gar keine Kritik ist. Was ich damit im Grunde nur sagen möchte, ist dass "Heartless" bei aller zweifellos vorhandenen Doommeisterschaft und durchgehend hohem Niveau doch noch die ganz mächtig geil unsterblichen Momente ein bisschen fehlen. Klingt anmaßend? - Ok, ich sage es mal anderes: Wenn hier alles konstant auf dem ganz hohen Niveau des Hauptthemas von "Lie Of Survival" oder des finalen Brockens "A Plea For Understanding" bleiben würde, dann hätten sich Pallbearer hiermit ewigkeitsgerüstet als Genregroßmacht etabliert.

Aber auch so ist "Heartless" ein durchaus sehr großes Album, welches von einem sehenswerten Artwork (plus Lyricsheets) abgerundet wird.




Bleibt eigentlich nur eine Frage: Muss ich erst noch die komplette Diskographie von Bone Man durchhören oder fällt es mir noch von alleine ein, bei welchem Song der Kieler die Band aus Arkansas am Anfang von "Thorns" die Melodie stiebitzt hat? Oder ist das etwa nur Zufall? Oder haben gar Bone Man ihrerseits bei Pallbearer...

Ich hole jetzt besser meinen Aluhut.


Highlights: Lie Of Survival, A Plea For Understanding, Dancing In Madness


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