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2016-11-24

ARCHIVE + DR(DR)ONE live im Docks, Hamburg (22.11.2016)

Archive

Stehen drei Typen um einen Tisch.

Ok, ich fange etwas früher an. Oder? Mein Gejammer über den Parkgebührenwucher auf der Reeperbahn, wo man satte fünfzehn Euro bezahlt, nur damit einen der Parkhauswächter später trotz roter Ampel durchwinkt und so fast mit einem anderen Auto kollidieren lässt, ist wahrscheinlich eher mäßig interessant.

Also gleich zum Livegeschehen ins Docks, wo nicht einmal vierundzwanzig Stunden nach dem unweit von hier stattgefundenen, fabelhaften Konzert von Mono und Alcest, welches ich buchstäblich immer noch im Ohr hatte, die Supportband von Archive die Bühne betrat.


Dr(Dr)one
Dr(Dr)one

Stehen drei Typen um einen Tisch.

(Und abseits davon sitzt auch noch ein Drummer.)

Es ist schon ein etwas ungewöhnliche Konstellation, die sich bei den Franzosen Dr(Dr)one auf relativ kleinem Platz im vorderen Teil der Bühne versammelt.

Aber es ist ein stimmiges Bild, wie die drei Professoren da in ihrem Labor über Tasten, Knöpfe und Regler gebieten. Optisch ist der Bandname deshalb sehr passend.
Musikalisch kann er einen vielleicht täuschen, da Elektro-Drone zwar durchaus ein Bestandteil des Sounds ist, ebenso aber u.a. auch tanzbare Beats oder dreampoppige Passagen eine wichtige Rolle spielen. Und dazu verirren sich zwei der Wissenschaftler auch mal mit der Gitarre nach vorne.

Insgesamt ergibt das alles einen sehr interessanten genrebendenden Mix, dem man deutlich anmerkt, dass Dr(Dr)one den Headliner des Abends sicherlich zu ihren Inspirationen zählen.


Archive
Archive

Auf das kleine aber feine Set des Supportacts folgte eine recht lange Umbaupause, in der neben dem Aufbau und Linecheck auf der Bühne auch noch ein Vorhang aus lauter Einzelfäden hochgezogen und gekämmt werden musste.

Um neun Uhr begann dann das Konzert von Archive, welchem ich aufgrund des doch leicht enttäuschenden aktuellen Albums "The False Foundation" mit dezenter Skepsis entgegengesehen hatte. Allerdings hatte der Optimist in mir schon gehofft, dass das neue Material im Livesetting besser funktionieren würde.

Und so kam es dann zum Glück auch. Klar, das eine oder andere Detail blieb zwar doof, und das komische, kitschige, konstruierte "The Weight Of The World" darf nach dieser Tour gerne permanent eingemottet werden. Bei einer gesamten Programmlänge von zwei Stunden waren das aber geschenkte Abzüge in der B-Note; vor allem da ansonsten Spitzenentertainment herrschte.
 
Genau wie auf der letzten Tour wurde die Bühne von meistens sieben, maximal acht Musikern bevölkert. Diese spielten anfangs noch hinter dem Vorhang, der für einige beeindruckende Licht- und Schatteneffekte und Projektionen genutzt wurde. Visuell sehr beeindruckend, wie man es von Archive gewohnt ist, für meine Spielzeugknipse allerdings die absolute Überforderung.
Der Vorhang blieb einen ganzen Block aus "False Foundation"-Nummern lang oben, und dann wurde man doch allmählich ungeduldig, direkteren Kontakt mit der Band zu bekommen.
Diese zögerte es allerdings noch so weit hinaus, dass man fast gar nicht mehr daran glaubte, ließ zu "Crushed" erstmals Holly Martin als Backgroundsängerin auf die Bühne kommen, ließ sie iher Leadgesangsstück "Hatchet" komplett singen, gefolgt von "Kid Corner". Und erst in einem Break mitten in diesem Song ging die Barriere endlich zu Boden. 1 A suspense!

Die ohnehin großartige Stimmung sprang spürbar noch eine Stufe nach oben, und passend dazu konnte ich endlich einmal "Pulse" live erleben, jenen hypnotischen Song, der für mich der Einstieg zu Archive gewesen ist.

Das gesamte restliche Set war eine gelungene Mischung aus Klassikern und weiteren neuen Stücken. (Die Ausnahme erwähnte ich ja schon).

Besondere Highlights waren der Hit "Bullets", eine noch unbekannte, von Holly Martin gesungene Klavierballade und das direkt daran anschließende Doppelpack aus "You Make Me Feel" und dem jüngeren Stimmungsüberkocher "Feel It".
Diese drei waren nur Teil des sehr großzügigen Zugabenteils, zu dessen Finale dann mit dem epochalen "Controlling Crowds" nochmals einer meiner persönlichen Favoriten ausgepackt wurde. Besser konnte es jetzt nicht mehr werden!

Ok, mit einer vollen Version von "Lights" oder "Again" als zweiter Zugabe hätte man das jetzt noch steigern können, aber aufgrund der jeweiligen Länge war damit nun beim besten Willen nicht zu rechnen.
Die zweite Zugabe gab es allerdings tatsächlich, und sie wurde immerhin mit einer kürzeren abgespeckten Version von "Again" bestritten, bei der Dave Pen am Mikro noch einmal richtig glänzen durfte.

Maues Album hin oder her - Archive gehören live mit ihrem verzaubernden bis knallhart treibenden Crossover zwischen Artrock, Elektro, Postrock und keinerweißwasdasonstnochallesdrinsteckt nach wie vor zu den absoluten Großmächten dieser Zeit. Und das zu einem dafür wirklich noch sehr fairen Preis unterhalb der Dreißig-Euro-Grenze. (Hätte ich mal nur kein Vermögen im Parkhaus gelassen...)

Exzellent!



Setlist:
  • Driving In Nails
  • Sell Out
  • Stay Tribal
  • The False Foundation
  • Crushed
  • Hatchet
  • Kid Corner
  • Pulse
  • Splinters
  • The Weight Of The World
  • Bullets
  • Blue Faces
  • Bright Lights
  • (unbekannt) neuer Song
  • You Make Me Feel
  • Feel It
  • Controlling Crowds
  • Again


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