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2016-03-29

HEXVESSEL - When We Are Death

Folk, der irgendwie aus einem Metal-Umfeld kommt; da kann einem gerade als regelmäßigen Wacken-Besucher zurecht das Grauen kommen. Deswegen gleich die vollständige Entwarnung: Hexvessel spielen definitiv keine albernüberflüssige Dudelsacksaufmusik. Glück gehabt.



HEXVESSEL - When We Are Death (LP+CD) (2016)

Die Musik der Finnen hat im übrigen auch gar nichts mit Metal zu tun.

Doch schauen wir uns doch zunächst einmal die LP, die ich mir neulich nach dem Konzert im Rock Café St. Pauli gekauft habe, an: Jene kommt in edelmatter Gatefold-Hülle mit doppelseitigem Cover- wie Innenmotiv. Dazu gibt es ein schönes großformatiges Booklet mit Fotos und Texten. Zusätzlich zur 180-Gramm-Rille ist das Album noch als CD inklusive dem Bonustrack "Last Lovers In Hell" enthalten.*



Muss also nur noch die Musik stimmen.

Jene macht auf mich immer noch den selben Eindruck wie direkt nach dem Konzert, auf dem ja auch vorrangig die Stücke des Albums gespielt wurden. Es ist entspannter bis spielwitziger, psychedelischer 60er/70er-Jahre-Folkrock mit leichtem Americana-Einschlag, der sich gar nicht erst die Mühe macht, seine offensichtlichen Einflüsse zu verhehlen.

Tatsächlich zählt die Band im Booklet sogar die Inspirationen für "When We Are Death" auf und nimmt einem so gleich den Wind aus den Segeln, wenn man kritisieren möchte, dass der Oberohrwurm "When I'm Dead" den allgemein schon sehr deutlichen The Doors-Touch  dann doch etwas zu weit treibt.

Nicht alles, was in dieser Liste zwischen Miles Davis, Chris Isaak, Burzum und Edward Snowden aufgezählt wird, muss man zwangsläufig heraushören können. So suche ich z.B. nach dem hörbaren Nachweis für das Mahavishnu Orchestra. (Und klar, vieles kenne ich Fachmann auch einfach nicht.)
Anderseits wäre ich ohne diese Rezensionshilfe wohl nicht darauf gekommen, dass das fröhliche Gestolpere in "Mushroom Spirit Doors" ganz klar das Steakaroma von Captain Beefheart in sich trägt.

Das lange instrumentale Out-Spacen ist nicht so das Ding von Hexvessel, auch wenn das Sextett dazu sicherlich in der Lage wäre, wie z.B. das vergleichsweise gesangsarme Finale "Hunter's Prayer" beweist. Stattdessen konzentriert sich die Gruppe auf übersichtliche Songs mit Ohrwurmqualitäten und gezielten Akzenten darüber hinaus, die sowohl von der Rhythmussektion, Gitarre, Orgel oder auch Trompete geprägt sein können.

Ok, von mir aus dürfte das eine oder andere Stück durchaus noch etwas in trippigen Quatsch oder epische Breite ausarten. Anderseits ist das alles so wie es ist schon durchaus sehr gut.
An den Gesang musste ich mich passagenweise etwas gewöhnen, kann nun aber weder hier noch im instrumentalen Bereich ernsthafte Schwächen entdecken.

Die größte Hitdichte herrscht von "Cosmic Truth" bis "Mirror Boy" auf der zweiten Hälfte der A-Seite, während es auf der B-Seite, wie "Drugged Up On The Universe" gleich unmissverständlich klar bzw. neblig macht, tendentiell eine ganze Ecke higher zugeht.

Ein feines Album, welches im Song-Einzelvergleich zwar nicht an die Größe von Motorpsychos Meistercover "Spin, Spin, Spin" heranreicht, an Ulvers "Childhood's End" (welches ich zugegeben nur in der "Live At Roadburn"-Variante kenne) aber durch seine größere Souveränität in der Emulation des Zeitgeistes durchaus knapp vorbeiziehen kann.


"When We Are Death" erfindet nichts neu, ist aber trotzdem ein erfrischendes Hörvergnügen und wird sich in neun Monaten gewiss in vielen Jahreslieblingslisten weit oben wiederfinden.




*Es gibt noch eine CD-Version des Albums mit einem anderen Bonustrack, "Shaman You". 


Anspieltipps: When I'm Dead, Teeth Of The Mountain, Cosmic Truth, Mirror Boy


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