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2015-12-05

THE WINERY DOGS - Hot Streak

Ach KotzenSheehanPortnoy, ihr macht es mir nicht leicht.

Oder liegt es an mir? Haben sich meine Präferenzen verschoben?
Oder fand ich das Debüt der Winery Dogs, welches ich ja immerhin zu meinem Album des Jahres 2013 gekürt habe, vielleicht zu gut?
Oder bin ich einfach zu ungeduldig und muss dem Nachfolger nur noch mehr Zeit geben?





THE WINERY DOGS - Hot Streak (2LP) (2015)

Natürlich ist Richie Kotzen nach wie vor ein überaus genialer Gitarrist und charismatischer Sänger.
Natürlich bleibt Billy Sheehan einer der monströsesten Bassisten auf dem Erdball.
Und selbstverständlich ist Mike Portnoy Mike Portnoy.

Das bedeutet, "Hot Streak" wird von tollem soulrockigem Gesang getragen und sprüht nur so über vor starken Rockriffs, sowohl technisch als auch emotional packenden Solos, unfassbarem Bassspiel vom anderen Stern und treibendem Power-Rockdrumming. Obendrauf gibt es funky Licks, Popharmonien, Progausbrüche und viele andere Zutaten, angerührt von einem Trio, das über die Touren nach dem Debüt hörbar als Band zusammengewachsen ist.

Und doch kickt mich dieses Album einfach nicht so sehr.

Dabei hat jeder Song mindestens zwei, drei, vier sehr gute bis geile Passagen.

Doch höchstens eine handvoll der dreizehn Stücke kann das Niveau wirklich dauerhaft so hoch halten, wie es dieser Band, diesen Musikern eigentlich abzuverlangen wäre. Da ist immer wieder hier ein Refrain, da eine Strophe, die im Vergleich einfach abflacht, bei der man sich mehr Zeit und Mühe bei der Komposition gewünscht hätte.
Oder es ist eigentlich ja nichts verkehrt am Song, aber irgendwie entwickelt er auf die gesamte Spielzeit (d.h. zwischen vier und sieben Minuten) doch mysteriöse Längen.

Am stärksten ist das Album zum einen dort, wo die bewährten Trademarks voll aufgedreht werden, zum anderen dort, wo The Winery Dogs mutig ganz neues Territorium betreten. Ok, die Ausnahme von der Regel ist vielleicht der dickeierige Stampfrocker "Captain Love", der instrumental an sich richtig Laune macht, inhaltlich aber so gewollt prollrockt, dass es einem glatt ins Hörvergnügen hineingretscht.

Nicht dass wir uns missverstehen: The Winery Dogs stecken neunzig Prozent der Rockwelt immer noch ohne Anstrengung in die Tasche. Das Meckerniveau in diesem gesamten Review ist also sehr hoch.

Vielleicht hätte man "Hot Streak" einfach nur auf die besten neun Songs stutzen sollen.
Vielleicht könnte die Produktion auch dreckiger sein, mit naturalistischeren Drums und dem Wumms und Ranz im Basssound, den Sheehans Spiel eigentlich verdient.
Vielleicht würde ich das Ding dann tatsächlich ohne jede Einschränkung abfeiern.

Aber es ist, wie es ist, also eine Kombination aus vielen starken und einigen mauen Passagen, die insgesamt ein immer noch ganz ordentliches Album ergeben.

Nur hätte ich von dieser Gruppe nach dem sensationellen Start und der phänomenalen Live-Show wesentlich mehr als "ganz ordentlich" erwartet.


Und so kann ich mich beim Hören der kompletten Doppel-LP einfach nicht locker machen und von meiner offensichtlich überzogenen Erwartungshaltung befreien.
Was soll man machen? Klarer Fall von hmmpf.



Anspieltipps: Ghost Town, Hot Streak, Oblivion, The Lamb, Spiral



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