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2013-10-21

THE DILLINGER ESCAPE PLAN - One Of Us Is The Killer

Einer von uns ist das Spielkind!

Warum zum Dillinger hatte ich noch nie vorher eine CD mit Cover zum Freirubbeln? Das ist sooo toll!
Zumindest bis zu dem Punkt, an dem lauter kleine graue Fetzen von der Rubbelschicht übrig sind und das Geschabe nur noch nervt. Aber nachdem man die allerletzten Reste mit dem Daumen abgeschmiert hat, erstrahlt das Cover in seiner ganzen poetisch bunten Kraft und es hat sich irgendwie doch gelohnt.

Man kann sich das ganze Theater allerdings auch sparen und die CD einfach so aus dem Schuber holen. Das halte ich persönlich aber für geschummelt.


Oder man besorgt sich halt die normale Version von "One Of Us Is The Killer", verzichtet damit aber auch auf zwei Bonustracks. Womit wir dann aber auch schon bei der Musik wären...



THE DILLINGER ESCAPE PLAN - One Of Us Is The Killer (Special Limited Edition) (2013)

Per Definition spielt das 1997 gegründete US-Quintett ja Mathcore. Diesen Stil muss man sich in der Theorie so vorstellen, wie wenn man in einem Free Fall Tower parallel die Grundlagen der Relativitätstheorie und das Telefonbuch von Tokio paukt, während der Sitznachbar einem in die Fresse haut und man von einer Tennisballwurfmaschine mit Backsteinen beschossen wird.

In der Praxis auf "One Of Us Is The Killer" trifft das alles zwar auch irgendwie zu, doch da ist noch viel mehr. Denn abgesehen von ein paar Überschallpassagen und dem Kopfrechner "CH 375 268 277 ARS" regiert hier nicht nur der tollwütige Physikprofessor. Bei allem Irrwitz bleibt es (für Hörer mit entsprechend hartwurstiger musikalischer Sozialisation natürlich) erstaunlich zugänglich, was zum einen daran liegt, dass alle hier vertonten Weltformeln einen nicht in Ehrfurcht erstarren lassen, sondern stets schön brutal abgehen und zum Nackenschütteln einladen. Und zum anderen stecken doch enorm viele - bisweilen sogar regelrecht poppige - Ohrwürmer auf diesem Album, wofür besonders der mühelos zwischen extremem Aggrogeschrei und sanftem Falsett pendelnde Sänger Greg Puciato einen großen Teil der Verantwortung trägt.

Von der musikalischen Diversität her finde ich bei diesem Härtegrad das letzte Werk "Utilitarian" von Napalm Death vergleichbar, auch wenn das stilistisch eine andere Baustelle ist.
Wer allerdings sowohl auf Barney & Co. als auch auf die härteren Sachen von Faith No More bzw. die unzähligen abgründigen Projekte von Mike Patton (z.B. Fantomas) steht, für den sind The Dillinger Escape Plan genau das richtige!
Und der im Vergleich zum restlichen Album zwar schon fast konventionelle, hitverdächtige Titelsong taugt mit seinen Melodien sogar, um sich zu trösten, dass es The Mars Volta nicht mehr gibt.
Bei Abspielen nach Zeitpunkt des Hinzufügens hatte ich dieses Album übrigens neulich auf meinem Player in direkter Nachbarschaft zu Voltas "Deloused In The Comatorium" und das ergänzte sich ganz wunderbar.


Als Bonustracks der Special Edition gibt es obendrauf einen gelungenen Remix des Titeltracks, sowie eine Demoversion von "Nothing's Funny", die dem Album allerdings nichts essentielles mehr hinzufügt.

"One Of Us Is The Killer" ist ganz gewaltiges Handgranatentennis, eine dynamische, jazzig fluffige bis verstörend brutale, technisch brilliante Scheibe, die einen in dieser Form wohl keine andere Band kredenzen könnte. Ein Meisterwerk der extremen Moderne.


Anspieltipps: One Of Us Is The Killer, Paranoia Shields, When I Lost My Bet, Nothing's Funny, One Of Us Is The Killer (Easy Girl Remix)

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