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2018-01-23

WANG WEN und LVMEN im Hafenklang, Hamburg (21. Januar 2018)

Wang Wen


So, nach knapp drei Wochen 2018 ging es Sonntag zum ersten Konzert des Jahres. Und es war eines, auf das ich schon eine Weile gewartet hatte, sollte ich doch eine meiner liebsten Postrock-Gruppen, die Chinesen Wang Wen, zum ersten Mal live erleben dürfen.


Auf Konzerten wie z.B. von Spidergawd oder natürlich den Genre-Giganten (und sowas wie die japanischen Wang Wen) Mono habe ich ja schon ein paar Rekordversuche gesehen, wenn es darum geht, die Bühne des Hafenklang mit Instrumenten und Equipment vollzukloppen, doch der Anblick der sich diesmal bot, war schon etwas ganz spezielles.


Lvmen


Direkt am Bühnenrand waren für die Supportband nämlich in einer Reihe Keyboards und gleich zwei Schlagzeuge nebeneinander aufgebaut! Nur ein Gitarrist passte noch daneben. Ein weiterer Gitarrist und der Tiefsaiter von Lvmen mussten in den Publikumsraum vor der Bühne ausweichen.
Da der Abend nicht brechend voll verkauft war, konnte man aber einen vernünftigen respektvollen Abstand zur Band halten und niemand ist jemandem versehentlich aufs Effektpedal getreten.

Würde es sie nicht schon seit den späten Neunzigern (allerdings inklusive mehrjähriger Pause) geben, dann müsste man den Tschechen wohl vorhalten, dass sie nur wenige Passagen in ihrer Musik haben, in denen sie nicht fast genau wie Cult Of Luna klingen. Es ist halt nicht nur dieser monumentalriffige Post Metal in Tradition von Neurosis, Isis u.ä., sondern auch die Besetzung inklusive Details wie die Anzahl der Schreihälse/Sänger und natürlich Drummer, die wie von den Schweden geklont scheinen.

Ich sehe diese Ähnlichkeit jedenfalls positiv, denn das bedeutet ja auch, dass Lymen eine geile Liveband ist, die einen kompromisslosen Wall of Noise schiebt und dabei vor allem rhythmisch eine sehr fette Show zu bieten hat. Dazu hatte der Mischer an diesem Abend auch richtig Bock. Genau so legt man als Opener eine enorme Messlatte auf.


Wang Wen
Wang Wen


Nach der Umbaupause, in der ich bei Betrachtung der Effektboards immerhin gelernt habe, dass chinesische Steckdosen fast aussehen wie chinesische Schriftzeichen, kam man dann näher an die Bühne heran. Die war nun nicht mehr ganz so zugekleistert, musste aber immer noch sechs Musikern Platz bieten. Die Besetzung war dabei im Grunde ähnlich, doch wo bei Lymen das Trommelduo die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, haben Wang Wen einen Althorn- und Trompetenspieler vorzuzeigen.

Die Band hat diese Europatour direkt im Anschluss zu einem Studioaufenthalt in Island begonnen und präsentierte im Laufe des Sets auch ein neues Stück, welches dort für das nächste Album aufgenommen wurde. Der Fokus des Programms lag aber beginnend mit dem viertelstündigen "Netherworld Water" ganz klar auf der letzten Veröffentlichung "Sweet Home, Go!" von 2016.

Und was soll ich sagen? Ganz wie sowohl dieses Album als auch der Vorgänger "Eight Horses" versprechen, gab es instrumentalen* Weltklasse-Postrock von ambient bis explosiv, mit langen Spannungsbögen, tollem Songwriting, eskapistischen Multiharmonien und immer wieder überraschenden Sounds. Besonders gefiel mir neben zahlreichen speziellen Momenten (z.B. die Übernahme des E-Drumpad-Themas durch das Horn in "Lost in 21st Century") generell die beiden meist sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllenden Gitarren, von denen eine oft über lange Strecken konsequent in Sigur Rós-Manier mit dem Geigenbogen bearbeitet wurde, bzw. in vergleichbarer Technik mit einem Kreuz-Schraubendreher. (bekanntlich anspruchsvoller zu spielen als Schlitz, während der Inbusschlüssel die Königsdisziplin darstellt)

* Nach bestimmt schon über einer Stunde im Set kam tatsächlich ein "Eight Horses"-Stück mit ein paar Zeilen harsch-heiserem Gebrüll.

Alles in allem boten Wang Wen einen absolut tadellosen Soundtrack zur Weltflucht. Ihren Status als einer meiner Top-Genrelieblinge haben sie jedenfalls gefestigt.

Bonuspunkte gibt es bei beiden Bands für das geschmackvolle, oft gar nicht so sehr nach Bandzeugs aussehende Merchandising, auch wenn ich persönlich mir diesmal nur die 2010er Wang Wen-CD "L & R" gegönnt habe.

Und das Hafenklang-Bookingbuch bekommt für dieses Doppelpack natürlich auch wieder einmal einen Smiley-Eintrag mit lachender Sonne!


Lymen:













Wang Wen:

























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