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2015-12-01

ZOMBI - Shape Shift

Ich habe vielleicht Glück, dass ich Zombi noch nicht allzu lange kenne, denn sonst wäre ich beim Warten auf das neue Album des Duos eventuell etwas ungeduldig geworden.

So jedoch konnte ich mir, seit ich die Band im April live gesehen habe, die Zeit ganz gut mit der "Zombi Anthology" und dem Nachkauf des 2009er Albums "Spirit Animal" vertreiben.

Wer jedoch bereits ein paar Jahre länger fingerklopfend ausgehalten hat - soviel sei hier schon verraten -, dessen Geduld wird mit dem neuen Album auf jeden Fall großzügig belohnt.



ZOMBI - Shape Shift (red vinyl 2LP) (2015)

Gegründet 2002 wurde die Randgruppengenre-Band von Steve Moore und Anthony Paterra aus finanziellen und geographischen Zwängen in der zweiten Hälfte ihres Daseins eher zu einem reinen Studioprojekt. Zwar wurden auf "Spirit Animal" und dem letzten Album "Escape Velocity" stilistisch viele Dinge ausprobiert und die Songs mit einigen zusätzliche Gitarren und anderen Gimmicks aufgehübscht, doch da man an verschiedenen Orten aufnahm, war das Material nicht mehr so sehr wie in den Frühtagen für die Liveperformance optimiert.

Inzwischen ist das Duo jedoch wieder auf der Bühne aktiv und ging für "Shape Shift" back to the roots zu echten Band-Songs, die sich genau so auch live umsetzen lassen, d.h. Moore parallel an Bass und Synthesizer, Paterra an den Drums.

Mehr muss auch wirklich nicht sein, denn abgesehen von der "Mission Creep", die mir deutlich zu früh ausfadet, sind die Songs so wie sie sind absolut komplett.
Musikalisch hat Zombi sich sowohl von klassischen Progrock-Schemata als auch von eher dance-orientierten Sachen entfernt und bewegt sich von den Sounds her wieder ganz klar im klassischen John-Carpenter-Horrorscore-Kosmos. Und obwohl die instrumentale Musik von "Shape Shift" ganz klar als Filmsoundtrack taugen würde, muss man sie nicht zwingend so verstehen.

Zombi selbst betrachten sich ja als Postrock-Band, welche eben nur mit den klanglichen Mitteln der 70er/80er-Synthiesoundtracks arbeitet. Und das trifft den Nagel genau auf den Kopf.
Denn dieses Zeug ist in all seinem Minimalismus und Elektroklang in erster Linie tatsächlich exzellent gespielte und mächtig groovende Rockmusik. Vor allem das Powerdrumming Paterras dürfte der Grund sein, warum gerade auch viele metal-affine Hörer die Band und dieses Album in ihr Herz schließen. Jeder Schlag und Akzent sitzt hier einfach genau richtig. Für mich eine der herausragendsten Schlagzeugperformances des Jahres.

Steve Moore am unerwartet dominanten Bass und den oft flächigen oder loopenden Keyboards versteht es ebenso seine immense Spielfertigkeit ohne Angebereien ganz in den Dienst der atmosphärisch dichten Songs zu stellen. 

Mal abgesehen von dem viertelstündigen Rausschmeißer "Siberia II", der mit Ambient-Drone-Einschlag in den Synthies ganz bewusst ein wenig an den Nerven sägen will (dabei aber immer noch einen stetigen Groove behält), ist "Shape Shift" ein sehr kompakt wirkendes  Album geworden, dessen Songs einen ganz unmittelbar packen.

Prädikat reduced to the maximum also.

Ein hervorragendes Instrumentalwerk, welches einerseits ganz klar obskures Musiknerdfutter ist, anderseits aber auch unabhängig von sonstigen Hörgewohnheit ein sehr buntes Publikum ansprechen sollte.



"Shape Shift" kommt für Plattenfreunde als 45rpm-Doppel-LP in verschiedenen Farben, von denen mir die Version mit dreifarbigem Vinyl und passender Slipmat ja am liebsten gewesen wäre. Doch da allein die Versandkosten aus Übersee kaum erschwinglich sind, habe ich es lieber bei der europäischen Variante in rot belassen, womit immerhin alle meine bisherigen Zombi-Scheiben farbeinheitlich sind.

Und das ist ja - neben der großartigen Musik - auch schon was.

Anspieltipps: Interstellar Package, Shadow Hand, Total Breakthrough, Siberia II



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