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2011-09-05

QUEEN - Sheer Heart Attack (2011 Remaster Deluxe)

Lang ist's her, dass ich hier einen Tonträger rezensiert habe, dabei wären schon so einige in Frage gekommen. Aber zunächst einmal möchte ich passend zum heutigen 65sten von Freddie da anknüpfen, wo ich zuletzt im April aufgehört habe, nämlich mit der 2011er Deluxe-Remaster-Reihe von Queen.

Allgemeines zu dieser Reihe und was unter dem Begriff "Deluxe" (leider nur) zu verstehen kann in meinem begeisterten Review zu "Queen I" nachgelesen werden. Darauf folgte eine regelrecht euphorische Kritik zu "Queen II".

Es folgt nun logischerweise das dritte Album der Königlichen:


QUEEN - Sheer Heart Attack (2011 Remaster Deluxe Edition) (1974)


Erstes Album Begeisterung, zweites Album Euphorie, drittes Album... nein, eine weitere Steigerungsstufe kann ich nicht anbieten.

Tatsächlich war "Sheer Heart Attack" auch in meiner Phase intensivsten Queen-Fantums immer ein eher obskures Album, mit dem ich nie so richtig warm geworden bin, und dass ich dementsprechend als Teenager auch nie im Original, sondern nur in Teilen als Kopie auf Kassette (jüngere Leser informieren sich bitte hier: de.wikipedia.org/wiki/Compact_Cassette) besaß.

Nun hat sich mein Musikgeschmack über die letzten zwanzig Jahre natürlich schon etwas gewandelt und mir blieb nicht verborgen, dass das Album gerade unter Anhängern progrockiger Klänge viele Anhänger hat und dementsprechend auch für mich tendentiell interessant geworden sein dürfte. Doch erst mit dem bemerkenswerten Covermedley der Songs "Tenement Funster", "Flick Of The Wrist" und "Lily Of The Valley" auf der Bonus-Disc des Dream-Theater-Albums "Black Clouds & Silver Linings" wurde mir richtig klar, dass da jahrelang ein paar echte Queen-Perlen am Rande meiner Wahrnehmung dahinvegetierten.

Dieser Missstand ist nun behoben und ich kann festhalten, dass mir das Album wesentlich besser gefällt als früher. Dennoch bleibt "Sheer Heart Attack" nur ein gutes Werk mit genialen Momenten, welches gegen die Perfektion der in der Queen-Discographie angrenzenden Alben nach wie vor abfällt.

Woran liegt das?

Mit Sicherheit nicht an der kompositorischen Klasse des schon erwähnten Song-Dreierpacks oder auch der Hit-Single "Killer Queen", ebensowenig an den exzentrisch-irrwitzigen Gesangseskapaden von "In The Lap Of The Gods" oder dem Drive von "Stone Cold Crazy", welches Metallica zu Zeiten des schwarzen Albums folgerichtig als Thrash-Metal-Song identifizierten.

Aber nicht alle Songs spielen in dieser Liga, und so hängt die B-Seite bis zum bombastischen Finale mit "In The Lap Of The Gods... revisited" schon etwas durch.
"Dear Friends" möchte vielleicht eine auf "Nevermore"-Kürze heruntergebrochene Version von "Good Night" (The Beatles) sein und ist wohl der einzige Song, der - so ketzerisch das auch klingen mag - in meiner Vorstellung dazugewinnen würde, wenn Ringo Starr statt Freddie Mercury ihn sänge.

Mit dem folgenden "Misfire" kann ich auch nicht viel anfangen, und das von Brian May gesungene "She Makes Me (Stormtrooper in Stilettos)" hat zwar Potential, verlangt aber auch in der remasterten Version einfach nach einer moderneren Produktion, um in seiner gewollten Gleichförmigkeit zu zünden.

Die Produktion ist ohnehin so eine Sache. Einer meiner alten Kritikpunkte, der nach wie vor Bestand hat, ist der Mix des Gesangs. Jener erinnernt vom Hall her machmal ans Stille Örtchen und  ist bei einigen Songs einfach zu weit im Vordergrund. Ich bin ja relativ unempfindlich, was Soundmängel angeht, aber dies ist so einer der Fälle, wo mein Hörvergnügen leider schon ein bisschen eingeschränkt wird.

Nach drei Absätzen Kritik möchte ich natürlich nicht den absurden Verdacht schüren, dass es sich bei diesem Text um einen verkappten Verriss handeln könnte und erwähne deshalb als letzten Negativpunkt nur noch, dass der Song "Now I'm Here" in meinen Ohren leider nie ganz halten konnte, was sein Intro verspricht.

Ganz anders der furiose Opener "Brighton Rock". Früher war mir der Falsettgesang wohl zu anstrengend und/oder die Gitarrenpassagen zu ausufernd. Keine Ahnung, was mich geritten hat, das Ding nicht zu mögen. Sehr geiler Song!


Und die Bonus-Disc? Wie immer mit nur fünf Tracks etwas mager.

Zunächst einmal gibt es eine ordentliche, 1975 aufgenomme Live-Version von "Now I'm Here", dann als Highlights die BBC radio session-Versionen von "Flick Of The Wrist" und "Tenement Funster".

Der A Capella Mix von "Bring Back That Leroy Brown" ist eine einmal ganz lustige Studiospielerei, aber nichts, was wirklich veröffentlicht gehört.

Auch auf die abschließende Liveversion von "In The Lap Of The Gods... revisited" könnte ich gut verzichten, da sie zu einer ganz anderen Zeit entstand (1986) und sich dadurch nicht so recht ins Gesamtpaket einfügt. Unverständlich, dass man da nicht noch ein paar zeitgemäßere Aufnahmen auftreiben konnte oder wollte.

Wer bereits Besitzer von "Sheer Heart Attack" (und kein sammelnder Komplettist) ist, findet hier also keinen nennenswerten Mehrwert vor.


Dem Queen-Entdecker hingegen bietet sich mit dem letzten Frühwerk vor dem ganz großen Durchbruch die musikalische Brücke vom kauzigen Kitschprog des Vorgängers zum fast unmittelbar nachfolgenden Jahrhundert-Rockmonument "A Night At The Opera".

Ich persönlich halte die beiden Alben, welche diese Brücke verbindet, nach wie vor für essentieller, würde aber jemandem, der dies für das beste aller Queen-Werke hält, keinesfalls schlechten Geschmack attestieren.

In diesem Sinne und im Namen der rockmusikalischen Bildung: reinhören!


Anspieltipps: In The Lap Of The Gods, Flick Of The Wrist, Lily Of The Valley, Stone Cold Crazy

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